TIGRID - DAS HUNDERTJÄHRIGE JUBILÄUM

DAS PROJEKT "TIGRID DER HUNDERTJÄHRIGE" WURDE ANLÄSSLICH DES 100-JÄHRIGEN JUBILÄUMS VON TIGRID ENTWICKELT. DAS PROJEKT WURDE VON EINEM TEAM VON LEHRERN UNSERER SCHULE VORBEREITET. ES GING UM EINE DREITÄGIGE VERANSTALTUNG, DIE MIT EINER INTERNATIONALEN KONFERENZ GIPFELTEEI, NEM RUNDEN TISCH "PAVEL TIGRID UND DER TSCHECHISCHE DEMOKRATISCHE JOURNALISMUS IM EXIL". SIE FAND AM 24. OKTOBER 2017 IM JIŘÍ-MYRON-THEATER (NDM) STATT.

Zahlreiche hochrangige Gäste besuchten Ostrava und das Pavel-Tigrid-Sprachengymnasium Autoren von Memoiren, ehemalige Dissidenten, Historiker und Politikwissenschaftler. Etwa 600 Schüler, 60 Lehrer und 100 Besucher von der Ostrauer Öffentlichkeit wurden durch die wichtigen Persönlichkeiten mit Pavel Tigrid bekannt gemacht: durch seine Tochter Deborah Tigrid, durch den ehemaligen tschechischen Botschafter in Frankreich und Präsidentschaftskandidaten Pavel Fischer, den Publizisten Karel Hvížďala, die Chartistin und Schriftstellerin Ivanka Lefeuvre, die Historiker Vilém Prečan (ČSDS), Petr Blažek (ÚSTR) und Radek Schovánek.

Ein Videogruß und ein kurzer Kommentar zur Persönlichkeit von Pavel Tigrid wurde von Tomáš Halík aufgenommen (er befand sich zum Zeitpunkt des Treffens in den USA). Die Diskussionsrunde wurde von Jan Pokorný, dem Direktor der Nachrichtenabteilung des Tschechischen Rundfunks, moderiert und die Diskussion wurde aufgezeichnet und im Tschechischen Rundfunk ausgestrahlt.

Am selben Nachmittag fand im PANT-Zentrum eine öffentliche Debatte zum Thema "Pavel Tigrid und der tschechische demokratische Journalismus" statt. Der Historiker Vilém Prečan, der Publizist Karel Hvížďala und die Schriftstellerin und Chartistin Ivanka Lefeuvre sprachen über Pavel Tigrid, eine außergewöhnliche Persönlichkeit des tschechischen Exils, Redakteur von Radio Free Europe und Herausgeber der Vierteljahresschrift Svědectví. Welche Rolle spielte er unter den tschechischen Exilanten? Wie inspiriert, provoziert und irritiert er uns noch immer? Welche seiner Ansichten und Haltungen sind noch nicht überholt, und woran mangelt es dem zeitgenössischen Journalismus am meisten?

Die Konferenz und die Debatte wurden von Pavel-Tigrid-Sprachengymnasium in Ostrava und der Agentur Educa24 in Zusammenarbeit mit dem Mährisch-Schlesischen Nationaltheater und dem Verein PANT organisiert. Der Mährisch-Schlesische Kreis mit dem Hauptmann, Prof. Ing. Ivo Vondrák, CSc., hat die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen.

WAS HAT PAVEL TIGRID MIT OSTRAU GEMEINSAM?

Pavel Tigrid war nie in Ostrava gewesen, er hatte nie über Ostrava geschrieben oder davon geträumt, er besaß hier keinen Besitz, und seine Familie hatte keine Bindung an diese Gegend. Jedoch beschlossen einige Lehrer eines Gymnasiums in Poruba im Jahr 2003, Tigrid in die Stadt einzuladen und ihn den dortigen Schülern vorzustellen. Es war kurz nach dem Ende des Schuljahres, als Pavel Tigrid, zwar von der Idee begeistert, dies dankend ablehnte. Er war fast sechsundachtzig Jahre alt, und drei Wochen später meldeten die Zeitungen, dass er diese Welt in der Ruhe verlassen hatte. Die Idee, den berühmten tschechischen Exiljournalisten nach Ostrava „zu holen", war jedoch noch nicht zu Ende. Die Lehrer in Poruba beschlossen, Tigrids Namen für ihre Schule zu übernehmen, auch wenn dies in der traditionell linksorientierten Region weder bei den Politikern noch in der Öffentlichkeit große Begeisterung auslöste. Im Jahr 2005 besuchte Frau Ivanka Tigrida Ostrava und gab ihre Zustimmung, (die auch durch einen Erlass des Bildungsministeriums der Tschechischen Republik sanktioniert wurde), der Schule einen Ehrennamen zu geben, und am 1. September wurde das Pavel-Tigrid-Sprachengymnasium gegründet. Dies könnte das Ende der Geschichte sein, denn heute trägt fast jede Schule verschiedene Ehrennamen, aber... Aber die Schulleitung und leidenschaftliche Lehrer wollten nicht aufgeben und versuchten weiterhin, Tigrid irgendwie in Ostrava "einzufangen". Sie versuchten es mit den obligatorischen Wissenswettbewerben des Gymnasiums (Tigridiade für begabte Publizisten und moderne Historiker), mit verschiedenen öffentlichen Lesungen und anderen unauffälligen Veranstaltungen, bis eine wirklich historische Gelegenheit kam!

Die Idee, eine Statue von Tigrid in Ostrava zu errichten... Die Stadt hatte schon seit Jahren nicht mehr in ähnliche kulturelle Aktivitäten investiert und das Gymnasium sah eine Chance, die Geschichte ein wenig zu verschieben und Tigrid hierher zu holen, zumindest in Bronze. Um den schwarzen Humor der modernen Geschichte zu befriedigen, erbettelte Zdeňka Průšová, die damalige Schulleiterin des Gymnasiums, vom Verwalter der Sammelstelle einen mehrere Tonnen schweren Marmorsockel (der zwanzig Jahre lang von Brennnesseln überwuchert war), auf dem bis 1989 W. I. Lenin in Poruba stand! Die gigantische Statue blickte auf die arbeitenden Menschen auf der heutigen Hauptstraße, der ehemaligen Lenin-Allee während des kommunistischen Regimes, und der Sockel sollte zu dem Ort werden, an dem der lebenslange Verfechter der Demokratie mit dem Begründer des sowjetischen Totalitarismus treffen sollte. Die Idee war eine Million wert und wurde von der gesamten Familie Tigrid begeistert aufgenommen. Sie versprach, anlässlich der Enthüllung der Statue Ostrava zu besuchen und den Schülern und der Öffentlichkeit von ihren Erfahrungen mit ihrer von Intelligenz geprägten Kindheit zu erzählen. Die Schüler und Lehrer des Gymnasiums kündigten eine Spendensammlung an und versuchten, durch verschiedene Veranstaltungen Geld zu sammeln, um die Statue im Jubiläumsjahr 2009 (20 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes) aufstellen zu können. Das war nicht ganz einfach, und so wurde die Statue im Frühjahr 2010 enthüllt, wobei es sich letztendlich um eine Büste handelte (von dem akademischen Bildhauer Rybička). Aber es wurde wieder interessant, und als Nebenprogramm fand in Ostrava eine Konferenz "Pavel Tigrid und Radio Free Europe" statt, auf der viele von Tigrids Kollegen und Freunden sprachen (Pavel Pecháček - ehemaliger Direktor von RFE, Lída Rakušanová - Redakteurin von RFE, Jacques Rupnik - Politikwissenschaftler, Karel Schwarzenberg - ehemaliger Vorsitzender des Internationalen Helsinki-Komitees für Menschenrechte und Schirmherr der Tshechoslowakischen Republik). Petruška Šustrová - Chartistin und Journalistin).

Die Konferenz füllte die große Aula der Technischen Universität in Ostrava und zeigte, dass auch Gymnasien gute Arbeit bei der Popularisierung von "wissenschaftlichen Themen" leisten können. In Ostrava wurde mehr über Tigrid geschrieben und gesprochen, und das Gymnasium bereitete in Zusammenarbeit mit dem Verein PANT bald eine große Wanderausstellung "Pavel Tigrid - mit Worten gegen den Totalitarismus" vor, die noch heute durch tschechische Schulen wandert, begleitet von sorgfältig vorbereiteten Arbeitsblättern, die den ansonsten noch recht traditionellen Geschichtsunterricht auflockern sollen. Das Pavel-Tigrid-Sprachengymnasium nahm die Bemühungen um die Verbreitung der Ideen, Haltungen und Bedeutung von Pavel Tigrid ernst und gehört heute zu den wenigen Institutionen, die sich systematischer mit Tigrid beschäftigen. Davon zeugt das Projekt "Tigrid der Hundertjährige", das im Frühjahr 2017 begann (es beschäftigte sich z. B. mit der interessanten Parallele zwischen Tigrid und Comenius als zwei Exilanten unter Zwang) und im Oktober mit der internationalen Konferenz "Pavel Tigrid und der tschechische demokratische Journalismus im Exil" seinen Höhepunkt fand (mehr Infos oben).

Doch damit ist man immer noch nich tam Ende. Die Schüler und Lehrer des Pavel-Tigrid-Sprachengymnasium haben eine ganze Woche vor den Herbstferien reserviert, um ihren "Schutzpatron" wieder auf die Straßen von Ostrava zu schmuggeln. Sie haben Tigrids abenteuerliches Leben in Form eines Paukerliedes verarbeitet und versucht, den herbstlichen Stadtplatz „Kuří rynek“ damit zum Singen zu bringen. Dort installierten sie auch eine Ausstellung, die sie ins Englische und Französische übersetzen wollten, führten kleine Ausschnitte aus Tigrids Werken auf und überraschten mit vielen sympathischen Streichen...

Alles in allem, wenn man die Frage in der Einleitung bedenkt, sieht es gar nicht schlecht aus: Im Gegensatz zu Paris, Prag oder Semily wird jeder in Ostrava nach diesem Herbst sagen können, dass Pavel Tigrid hier nie so präsent war wie heute...